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Ausland Militärstrategie

China will eine globale Militärmacht werden

Durch Seemacht zur Weltgeltung: Chinesische Marinesoldaten bei der Probe für die Parade am Nationalfeiertag. Die Seestreitkräfte sind ein Schwerpunkt der chinesischen Zukunftsstrategie Durch Seemacht zur Weltgeltung: Chinesische Marinesoldaten bei der Probe für die Parade am Nationalfeiertag. Die Seestreitkräfte sind ein Schwerpunkt der chinesischen Zukunftsstrategie
Durch Seemacht zur Weltgeltung: Chinesische Marinesoldaten bei der Probe für die Parade am Nationalfeiertag. Die Seestreitkräfte sind ein Schwerpunkt der chinesischen Zukunftsstrat...egie
Quelle: REUTERS
Ein neues Weißbuch verrät erstmals: China baut sich eine schlagkräftige Armee auf, die weltweit einsatzfähig sein soll. Ziel: Chinas „Entwicklungsinteressen schützen“ – und die expandieren kräftig.

Bisher durfte man offiziell nur eine Zahl wissen: China hält 2,3 Millionen Soldaten unter Waffen. Doch seit Dienstag zieht die größte Armee der Welt, die sich nach internationalem Sprachgebrauch als PLA (People’s Liberation Army, also Volksbefreiungsarmee) abkürzt, ihren Bambusvorhang auf. Sie gibt sich transparenter. Nachdem sie im Januar die Namen und Kennziffern der bis dahin offiziell streng geheim gehaltenen Standorte ihrer 18 Verbände auf dem chinesischen Festland preisgab, nennt die Volksbefreiungsarmee zum ersten Mal auch konkrete Truppenstärken und vor allem Aufgaben der Einheiten von Heer, Marine und Luftwaffe. Dabei geht es um mehr als nur um Zahlen – die Aufstellung verrät etwas über den Horizont chinesischer Interessen und der Art ihrer Durchsetzung: weltweiter Fokus, robuster Ansatz.

Nach den neuen Zahlen gehören nur noch 850.000 Mann den Landtruppen an, unterteilt auf die sieben Kommandoregionen. 235.000 Offiziere und Mannschaften tun in den drei Flotten der Marine Dienst, 398.000 sind bei der Luftwaffe, Rund 800.000 Soldaten dienen in drei weiteren Militäreinheiten, in den Strategischen Raketenverbänden, die Arsenale mit konventionellen und nuklear bestückten Raketen unterhalten, bei der bewaffneten Militärpolizei und bei den bewaffneten halbmilitärischen Milizen.

Diese Zahlen enthüllte der Sprecher des Verteidigungsministeriums Yang Yujun, als er das „Weißbuch 2013 zur Struktur der Streitkräfte“ am Dienstag in Peking vorstellte. Zugleich geht die Armee mit einem neuen Anspruch an die Öffentlichkeit, Chinas Interessen nicht nur nach innen, sondern auch nach außen, besonders auf den Weltmeeren, zu verteidigen.

Störenfriede werden identifiziert: Amerika und Japan

Das Weißbuch spricht von einer „neuen Lage, neuen Herausforderungen und neuen Aufgaben“, die es notwendig machten, nicht nur die „die nationale Einheit und territoriale Integrität“, sondern explizit auch die „Entwicklungsinteressen Chinas“ schützen zu müssen. Es gibt in seiner Einleitung einen Einblick in die Denkweise chinesischer Militärs: Sie sehen „Sicherheitsrisiken“ für Chinas überseeische Interessen „wachsen“.

Das von ihnen beanspruchte Meer vor ihren Haustüren wird immer mehr zum Tummelplatz divergierender Interessen: Die Asien-Pazifik Region sei zu einer „zunehmend wichtigeren Bühne weltwirtschaftlicher und strategischer Interaktion zwischen den Großmächten geworden.“ In kaum verhüllter Kritik an den USA heißt es: „Ein Land verstärkt seine asiatisch-pazifischen militärischen Allianzen, dehnt seine militärische Präsenz in der Region aus und sorgt oft dafür, dass die Lage gespannter wird.“

Japan wird hingegen namentlich genannt. Es mache China „Ärger“ beim Territorialstreit um den Besitz der Diaoyu-Inseln, die bei den Japanern Senkaku-Inseln heißen. Die „Spalterkräfte für eine Unabhängigkeit Taiwans“ seien auch weiterhin die größte Bedrohung für friedliche China-Taiwan Beziehungen. Dazu kämen von auswärts drohende Gefahren des Terrorismus und von modernen Hightechwaffen.

Chinesische Seemacht auf allen Meeren

Nebenbei verabschiedet sich Peking endgültig von seiner alten Armeedoktrin. Sie passt nicht mehr zur neuen Weltwirtschafts- und Handelsmacht China, die globale Interessen verfolgt. Nationalstaatlich beansprucht sie zudem riesige Seegebiete im Ostchinesischen und Südchinesischen Meer. Maos Strategie einer Volksarmee, die mit Guerilla- und Volkskriegen jeden einfallenden Feind im Inland verschlingt, hat ausgedient.

Die sich zügig mit dem zweitgrößten Wehretat der Welt modernisierende PLA folgt längst einer modernen Strategie der Vorwärtsverteidigung. Nicht nur die Strategischen Raketenverbände sind dafür wichtig, sondern vor allem der Aufbau einer schlagkräftigen Marine und Luftwaffe mit Flugzeugträgern, U-Booten, Tarnkappenbombern oder in der Luft operierenden Tankflugzeugen.

Digitalisierung und Informationstechnik sind die neuen Leitworte. Das gilt auch für das schrumpfende Heer in seiner herkömmlichen Form. Die PLA wandelt sich, indem sie „neue Typen von Kampfverbänden aufbaut“, heißt es dazu im Weißbuch. Ziel sei es, schnelle Einsatzkräfte zu bekommen, die „schlank, vereint, multifunktional und effizient“ sind.

Nicht „expandieren“, nur „Interessen schützen“

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Immer wieder betonen die Autoren des 40 chinesische Seiten dicken Weißbuchs, wie auch die Offiziere, die es vorstellten, dass China nur friedliche Absichten verfolge. Wu Xihua vom PLA-Generalstab versicherte, dass die Marine keine hegemonialen Ziele verfolge oder gar expandieren wolle. China unterhalte auch keine Marinebasis außerhalb seiner Grenzen. Das Land sei aber entschlossen, seine territorialen Ansprüche und seine maritimen Interessen zu schützen.

Was mit diesem „Schutz der maritimen Rechte und Interessen“ gemeint ist, steht als eigener Abschnitt im Weißbuch. Aber nicht etwa unter dem Kapitel „Schutz der territorialen Integrität“, wo es um die Küstenverteidigung geht. Er steht in einem viel weiter gefassten Kapitel über die Aufgaben der Armee, „Unterstützung für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Chinas“ zu leisten.

Dort heißt es: „Es ist eine nationale Entwicklungsstrategie, die Meere zu erschließen, zu nutzen und sie zu beschützen und China zur starken maritimen Macht aufzubauen. Es ist eine wichtige Aufgabe der Volksbefreiungsarmee, entschlossen die maritimen Rechte und Interessen des Landes zu verteidigen.“ Meere und Ozeane stellten „immense Räume und überreiche Ressourcen für die nachhaltige Entwicklung des Landes“ zur Verfügung. Sie seien daher von „vitaler Bedeutung für Chinas Zukunft.“

UN-Missionen, Ölkonvois – China ist schon heute überall

Ein anderer Abschnitt in diesem Kapitel befasst sich explizit mit dem Schutz der „überseeischen Interessen“ Chinas, die ebenfalls „ein integraler Bestandteil der chinesischen nationalen Interessen“ geworden seien. Die Autoren erinnern an ein ausländisches Bravourstück des Militärs. Im Februar 2011 evakuierte Chinas Marine 35.860 Chinesen aus Libyen, als das Gaddafi-Reich im Chaos versank.

Chinas Armee steckt sich ihr Betätigungsfeld immer globaler ab. Vorübungen waren dazu im Rahmen der Vereinten Nationen die Blauhelm-Einsätze von Chinas Truppen, die sich in den vergangenen 22 Jahren an 23 UN-Friedensmissionen in aller Welt beteiligten, mehr als jedes andere Land. Seit Dezember 2012 eskortierten sie mit 13 Einsätzen ihrer Marineverbände rund 5000 Schiffe an somalischen Piraten im Golf von Aden vorbei.

Ziel des achten Militär-Weißbuchs, seitdem die Armee 1998 begonnen hat, über sich zu informieren, sei „mehr Transparenz zu schaffen“ und der Öffentlichkeit einen spezialisierten Einblick in den Militärausbau und seine Absichten zu ermöglichen, sagte Sprecher Yang. Er schränkte sein Versprechen dann aber ein: „Transparenz ist immer und überall relativ.“

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