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Rebellen richten offenbar regimetreue Miliz hin

Syrien Syrien
Ali Sain al-Abdin Barre soll einer der Hingerichteten der Schabiha-Miliz sein. Das Foto stammt von einem Youtube-Video
Quelle: AFP/-
In Syrien haben Rebellen offenbar mehrere Anführer der regimetreuen Schabiha-Miliz hingerichtet. Ein Internetvideo zeigt Männer in Unterhose auf einem Schulhof, die an einer Mauer erschossen werden.

Die Aufständischen im syrischen Aleppo haben offenbar mehrere örtliche Anführer der gefürchteten regimetreuen Schabiha-Miliz hingerichtet. Ein Video, das am Mittwoch auf der Internet-Plattform YouTube auftauchte, zeigt, wie drei oder vier Männer in Unterhosen in einen Schulhof geführt, an eine Mauer gesetzt und anschließend aus halbautomatischen Waffen erschossen werden. Die umstehende Menge, meist Bewaffnete, wirkt aufgeputscht. Immer wieder wird „Allahu akbar!“ (Gott ist groß!) gerufen.

Die Echtheit des Videos und seiner Inhalte sind für Außenstehende nicht überprüfbar. In der englischen Beschreibung wird einer der Hingerichteten als Ali Sain al-Abdin Barre („Zeno“) beschrieben.

Als Chef des Barre-Clans und der von ihm gebildeten lokalen Schabiha-Miliz soll er für die Tötung von 15 Aufständischen verantwortlich gewesen sein. Seine Gang soll darüber hinaus die sunnitische Bevölkerung von Aleppo regelmäßig terrorisiert haben. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

Aufständische rüsten offenbar auf

Die Schabiha-Milizen haben beim Kampf gegen Regimekritiker völlig freie Hand und stehen dabei praktisch außerhalb des Gesetzes. Daneben gehen sie, vom Staat ungehindert, kriminellen Tätigkeiten wie Erpressung und Drogenhandel nach.

Die Milizen bestehen aus Angehörigen der alawitischen Minderheit. Dieser entstammt auch der Clan des Präsidenten Baschar al-Assad. Fast alle Spitzenpositionen des Militärs und des Sicherheitsapparates sind mit Alawiten besetzt.

Die UN-Beobachter berichteten auch, dass die Aufständischen weiter aufrüsteten und inzwischen sogar Panzer hätten. Die Herkunft war zunächst unklar. Die Freie Syrische Armee (FSA) wird von den Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien unterstützt.

Es ist aber auch zu vermuten, dass die Aufständischen bei ihren jüngsten Eroberungen selbst Waffen erbeutet haben. Auch das Regime mache „intensiven Gebrauch“ von schweren Waffen, darunter Helikopter, Panzer, Artillerie und schwere Maschinengewehre.

Assad lobt eine Truppen

Machthaber Baschar al-Assad schickte seine Truppen mit markigen Parolen in die „Entscheidungsschlacht“. In einer schriftlichen Botschaft zum Tag der Armee lobte er das Militär für seine Ausdauer in der Bekämpfung „krimineller terroristischer Banden“: „Das Schicksal unseres Volkes und unserer Nation, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hängen von dieser Schlacht ab.“

In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht zeichnet Amnesty International ein schonungsloses Bild von Gewalt, Folter und Unterdrückung im Land. „Jede Demonstration, die ich in Aleppo beobachtet habe, endete damit, dass Sicherheitskräfte das Feuer auf die friedlichen Demonstranten eröffneten“, sagte Donatella Rovera, die sich Ende Mai selbst in Aleppo ein Bild von der Lage gemacht hat.

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Der Report dokumentiert nach Darstellung von Amnesty, wie Regierungstruppen und die regimetreue Schabiha-Miliz Protestierende verletzen und töten. Auch vor Unbeteiligten und Kindern werde nicht haltgemacht.

Westerwelle entsetzt

Ärzte und Krankenschwestern hätten sich selbst in Gefahr gebracht, wenn sie Verwundeten helfen wollten. Assad-Gegner seien routinemäßig gefoltert worden, bis zum Tod. Wie der Report schildert, mussten Angehörige von Todesopfern unter Zwang unterschreiben, dass diese von „terroristischen Banden“ getötet wurden.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich entsetzt über die Berichte aus Aleppo und nahm dabei ausdrücklich auch auf die Hinrichtung Bezug. Die Aufständischen trügen Verantwortung dafür, „dass Racheakte und Gewalt gegen Wehrlose unterbleiben“.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, erklärte auf einer Jordanien-Reise, dass Deutschland alles tun werde, damit der Konflikt nicht die Nachbarländer destabilisiere.

dpa/sara

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