Die seit Tagen erwartete Offensive der syrischen Regierungstruppen gegen die nördliche Handelsmetropole Aleppo hat begonnen. Die Syrischen Menschenrechtsbeobachter in London berichteten von schweren Kämpfen an den Zugängen zum südwestlichen Außenbezirk Salaheddin, einer Hochburg der aufständischen Freien Syrischen Armee (FSA).
Helikopter der Regimetruppen beschossen das Terrain. Gefechte wurden auch aus Al-Hamdanija, Sachur und anderen, von der FSA beherrschten Stadtteilen gemeldet. Aus Al-Sukkari flohen die Bewohner, nachdem dort Artilleriegranaten eingeschlagen waren.
Mindestens drei Aufständische wurden getötet, teilten Aktivisten mit. In Al-Hamdanija schlugen die Aufständischen nach eigenen Angaben einen Vorstoß der Regierungstruppen zurück. „Unsere mutigen Rebellen haben mindestens fünf Panzer zerstört, was die angreifenden Streitkräfte zum Rückzug zwang“, sagte der FSA-Kommandeur Abu Omar al-Halebi.
Zwei italienische Techniker, die Unbekannte vorige Woche auf dem Weg zum Flughafen von Damaskus verschleppt hatten, kamen wieder frei. Die beiden Männer seien bei einem Einsatz des syrischen Militärs gegen Aufständische befreit worden, berichtete das staatliche syrische Fernsehen am Samstag. Sie waren für das Kraftwerksprojekt einer italienischen Firma in Syrien tätig.
Die Offensive erfolgt mehr als eine Woche nach Ausbruch der Kämpfe in Aleppo. Zuvor war es der Armee nach blutigen Gefechten gelungen, die Kontrolle über die Hauptstadt Damaskus zurückzugewinnen. Angesichts der heftigen Verstärkung der Truppen in Aleppo äußerten mehrere westliche Staaten ihre Sorge um die Sicherheit der Zivilbevölkerung.
Ban fordert Stopp der Offensive
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon rief die Regierung von Präsident Baschar al-Assad auf, keine Offensive auf die Rebellen in der Stadt zu starten. "Ich dränge die syrische Regierung dazu, ihre Offensive zu stoppen", sagte Ban am Freitag am Rande der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London. "Die Gewalt von beiden Seiten muss aus Rücksicht auf die leidenden Zivilisten beendet werden."
Assad müsse diesen Angriff abbrechen, sagte auch der britische Außenminister William Hague, der mit Ban sprach. "Diese vollkommen inakzeptable Eskalation des Konflikts könnte zu einem verheerenden Verlust von zivilen Leben und einer humanitären Katastrophe führen."
Ein im französischen Exil lebender syrischer Oppositionspolitiker, Michel Kilo, sagte, er befürchte ein Massaker in Aleppo. "Es wird dort eine furchtbare Rache an der Zivilgesellschaft geben." Die gesamte Stadt mit drei Millionen Einwohnern, die einst als Hochburg des Assad-Regimes galt, habe sich von der Regierung abgewandt. Sie rebelliere nun gegen die Regierung.