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Syrien Türkei soll Waffenstützpunkt für Rebellen eingerichtet haben

Die Unterstützung der Türkei für die syrischen Aufständischen ist offenbar größer als bisher bekannt. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge soll das Land gemeinsam mit Katar und Saudi-Arabien einen Stützpunkt in Adana eingerichtet haben. Von dort aus würden Waffen nach Syrien transportiert.
Kämpfer in Syrien: Waffen vom Schwarzmarkt

Kämpfer in Syrien: Waffen vom Schwarzmarkt

Foto: Sinan Gul/ dpa

Damaskus - Die Türkei, Saudi-Arabien und Katar versorgen die syrischen Rebellen nach Angaben von Insidern in den Golfstaaten heimlich mit Waffen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters haben die drei Staaten in der südtürkischen Stadt Adana einen geheimen Stützpunkt für die Gegner von Präsident Baschar al-Assad aufgebaut. "Es sind die Türken, die das Sagen in dem Stützpunkt haben", zitiert Reuters eine mit den Vorgängen vertraute Person in der katarischen Hauptstadt Doha. Die Türkei kümmere sich hauptsächlich um Koordination und Versorgung.

Die türkische Regierung bestritt, die Rebellen mit Waffen auszurüsten. Die saudi-arabische Regierung war dem Bericht zufolge zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Millionenstadt Adana liegt rund hundert Kilometer von der syrischen Grenze entfernt nahe dem Mittelmeer. Auf syrischer Seite ist es nicht weit bis zur Wirtschaftsmetropole Aleppo, dem Ort der derzeit schwersten Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen. In Adana liegt auch der US-türkische Luftwaffenstützpunkt Incirlik. Laut Reuters ist bisher unklar, ob der Rebellen-Stützpunkt auf dem Gelände der Luftwaffenbasis oder woanders im Stadtgebiet liegt.

Alle Waffen für die Rebellen stammen aus russischer Produktion, zitiert der Bericht eine ungenannte Quelle in Doha. Grund sei, dass die Aufständischen damit umgehen könnten. Viele von ihnen sind aus der syrischen Armee desertiert, die seit Jahrzehnten vor allem von Russland und davor von der ehemaligen Sowjetunion ausgerüstet wird. "Alle Waffen stammen vom Schwarzmarkt", sagte der Insider weiter.

USA kündigen mehr Unterstützung an

Weiter heißt es in dem Bericht, dass Spezialisten aus Katar eine Schlüsselrolle im Stützpunkt spielten. Diese hätten beim Sturz des libyschen Herrschers Muammar al-Gaddafi Erfahrung gesammelt. Den Stützpunkt zu errichten, hat Reuters zufolge der Staatsekretär im saudi-arabischen Außenministerium, Prinz Abd al-Asis Bin Abdullah Al Saud, bei einem Türkei-Besuch angeregt. Ex-Mitarbeitern der US-Sicherheitskräfte zufolge soll auch der Abschuss eines türkischen Kampfjets durch das syrische Militär vergangenen Monat eine Rolle gespielt haben. Danach hätten die Türken ihre Unterstützung für die Rebellen verstärkt.

Die USA hätten mit dem Stützpunkt nichts zu tun, sagte der Insider in Doha Reuters zufolge. Der amerikanische Geheimdienst trete nur indirekt über Hintermänner in Erscheinung. Offiziell wollen weder die USA noch ihre westlichen Verbündeten trotz der entschiedenen Ablehnung von Assad die Rebellen militärisch unterstützen.

Allerdings hat US-Außenministerin Hillary Clinton diese Woche signalisiert, die USA wollten die Hilfen für die Aufständischen ausweiten. Nach Informationen von Reuters bereiten die Mitarbeiter von Präsident Barack Obama einen Entwurf vor, nach dem die verdeckte Unterstützung der Rebellen verstärkt werden soll. Allerdings soll es dabei nicht um Waffen gehen. Im Uno-Sicherheitsrat sind die USA und andere Westmächte wiederholt am Veto Russlands mit dem Versuch gescheitert, die Maßnahmen gegen die Regierung in Damaskus zu verschärfen.

Ein Grund für die Zurückhaltung der USA und der westlichen Verbündeten bei der Aufrüstung der Oppositionellen ist die Furcht, Hightech-Waffen könnten in die Hände radikaler Islamisten fallen. Gewarnt wird davor, leichte, panzerbrechende Waffen oder Boden-Luft-Raketen könnten von al-Qaida oder ähnlichen Gruppen gegen westliche Ziele eingesetzt werden. Unklar ist, ob die zunehmende Schlagkraft der Rebellen in Zusammenhang mit einer wachsenden Hilfe jenseits der Landesgrenzen steht. Zwei ehemalige hochrangige Mitarbeiter der US-Sicherheitsdienste sagten Reuters, die Türkei spiele eine wachsende Rolle für die militärische Ausbildung der Aufständischen. Einer dieser Ex-Mitarbeiter sagte, in der Türkei würden sich derzeit 20 desertierte syrische Generäle aufhalten. Diese würden beim Aufbau der Rebellen-Armee helfen.

In Syrien selbst wird die Lage zunehmend dramatischer. Beobachter fürchten eine kurz bevorstehende Ausweitung der Kämpfe in Aleppo. Syrische Rebellen und Regimetruppen formieren sich nach tagelangen Kämpfen um die Metropole für die entscheidenden Gefechte.

ler/Reuters/AFP