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Umweltkatastrophe als Waffe Iran plant Tanker-Sabotage im Persischen Golf

Wollen Irans Revolutionswächter eine Umweltkatastrophe auslösen? Nach Informationen des SPIEGEL führt ein geheimes Dokument aus, wie ein absichtlich herbeigeführter Öltanker-Unfall die Straße von Hormus blockieren und kontaminieren könnte - als Maßnahme gegen Sanktionen des Westens.
Straße von Hormus: Die Meerenge hat eine große strategische Bedeutung

Straße von Hormus: Die Meerenge hat eine große strategische Bedeutung

Foto: DPA

Mohammed Ali Dschaafari, als Hardliner bekannter Kommandeur der iranischen Revolutionswächter, soll nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste gemeinsam mit Admiral Ali Fadawi einen Sabotageplan entwickelt haben, der den gesamten Golf bedrohen und zu einer Umweltkatastrophe führen könnte. Der dem SPIEGEL vorliegende Plan mit dem Codenamen "Trübe Wasser" und der Klassifizierung "Top Secret" sieht demnach vor, die Straße von Hormus durch eine absichtlich herbeigeführte Öltanker-Katastrophe weiträumig zu kontaminieren.

So sollen die Schiffswege für die internationalen Öltanker gesperrt und damit außerdem die Teheran gegenüber feindlich gesinnten arabischen Anrainerstaaten "bestraft" werden. Der Westen würde nach dem Kalkül der iranischen Revolutionswächter gezwungen, sich an einer großangelegten Säuberung der Gewässer zu beteiligen - und dafür womöglich auch die Sanktionen gegen Iran auszusetzen.

Der Geheimplan der Revolutionswächter, die im iranischen Gottesstaat eine Art Staat im Staat bilden und nicht nur über schlagkräftige Armeetruppen, sondern auch über große Wirtschaftsunternehmen verfügen, soll jetzt bei Revolutionsführer Ali Chamenei liegen. Er sei die letzte Instanz, die über seine Durchführung bestimmt.

"Unsere Feinde werden scheitern"

Chamenei hatte sich am Samstag überzeugt gezeigt, dass Iran der Kombination von westlichen Sanktionen und militärischen Drohungen trotzen könne. "Wir sollten den Feind nicht außer Acht lassen. Der Feind kommt auf verschiedenen Wegen", sagte Chamenei laut staatlichem Fernsehen. Er hielt innerhalb von einer Woche bereits seine dritte öffentliche Rede und versicherte: "Unsere Feinde werden mit all ihren Verschwörungen und Tricks scheitern."

Der Ayatollah rief dazu auf, einheimische Produkte zu kaufen. "Es ist falsch, dass einige immer ausländische Marken und Namen wollen", sagte Chamenei. "Wenn die inländische Produktion steigt, bekämpft das die Arbeitslosigkeit und senkt die Inflation."

Die westlichen Sanktionen, die Iran zur Aufgabe seines Atomprogramms zwingen sollen, zeigten zuletzt Wirkung. Die Landeswährung Rial verlor stark an Wert und der Regierung fehlen wegen des Boykotts von Ölimporten durch die EU wichtige Einnahmen.

Westerwelle plädiert für schärfere Sanktionen

Weil aber im festgefahrenen Atomstreit weiterhin keine Einlenken zu erkennen ist, hat sich Bundesaußenminister Guido Westerwelle nun sogar für noch schärfere EU-Sanktionen ausgesprochen. "Iran hat sich in den letzten Monaten in keiner der entscheidenden Fragen bewegt. Wir müssen daher den Sanktionsdruck erhöhen", erklärte Westerwelle am Sonntag in Berlin.

An diesem Montag beraten die EU-Außenminister in Luxemburg über die Verschärfung der Sanktionen. Die Details stehen noch nicht fest. Im Gespräch ist aber ein zusätzliches Importverbot für iranisches Erdgas.

Westerwelle betonte, weitere Sanktionen seien kein Gegensatz zur Verhandlungsbereitschaft. Nötig seien aber substanzielle Verhandlungen mit dem klaren Ziel der Verhinderung einer nuklearen Bewaffnung Irans. "Es ist Zeit für eine politische Lösung", betonte der Außenminister.

Teheran wiederholt regelmäßig, dass sein Atomprogramm nur friedlichen Zwecken diene und nicht, wie vom Westen angenommen, militärische Ziele verfolge. Israel pocht darauf, Iran notfalls mit Gewalt zum Einlenken zu bringen.

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sto/dapd/dpa