Unsichtbarer Asad ermutigt seine Truppen

Der syrische Präsident Asad hat seinen Soldaten in der «Schicksalsschlacht» Mut gemacht. Die Rebellen melden derweil Erfolge im Kampf um Aleppo.

Jürg Bischoff, Kairo
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Ein Junge blickt auf eine Prozession anlässlich der Beerdigung von Mohammed al-Naan in Damaskus, Syrien, Das Bild wurde der Bildagentur Keystone von einem «citizen journalist» zur Verfügung gestellt. (Bild: Keystone/AP)

Ein Junge blickt auf eine Prozession anlässlich der Beerdigung von Mohammed al-Naan in Damaskus, Syrien, Das Bild wurde der Bildagentur Keystone von einem «citizen journalist» zur Verfügung gestellt. (Bild: Keystone/AP)

Der syrische Präsident Bashar al-Asad hat am Mittwoch eine Erklärung veröffentlicht, in der er die Armee für ihren Heroismus im Krieg gegen die «kriminellen terroristischen Banden» lobt und erklärt, das Schicksal der Nation und des Volkes hänge von der gegenwärtigen Schlacht ab. Die Botschaft aus Anlass des Tages der Streitkräfte wurde schriftlich herausgegeben und hat unter Beobachtern das Rätseln um den Verbleib Asads verstärkt. Seit dem Anschlag am 18. Juli, dem in Damaskus vier hohe Sicherheitschefs zum Opfer fielen, ist der Präsident nicht öffentlich aufgetreten, und das Fernsehen zeigte ihn nur kurz im Bild.

Polizeiposten gestürmt

Asads Unsichtbarkeit steht im Gegensatz zu den öffentlichen Reden, mit denen sein Vater Hafez al-Asad seinen Kampf gegen den islamistischen Aufstand Anfang der achtziger Jahre rechtfertigte. Sie lässt Zweifel an der Kontrolle des Präsidenten über die Ereignisse aufkommen und ist der Moral seiner Truppen kaum zuträglich. In Aleppo, um das Rebellen und Regierungstruppen seit zehn Tagen kämpfen, scheinen die Loyalisten auch kaum voranzukommen, während die Aufständischen neue Erfolge melden. Sie haben offenbar drei Polizeiposten gestürmt und Büros der Geheimdienste sowie der herrschenden Baath-Partei angegriffen. Die Rebellen rühmten sich auch, einen mit dem Regime verbündeten mafiösen Klan angegriffen und danach einige von dessen Milizionären exekutiert zu haben. Seit dem Beginn der Kämpfe in Aleppo wurden zwei regimefreundliche Geistliche aus Moscheen entführt. Einer von ihnen wurde später tot aufgefunden, der zweite, ein Bruder des Muftis von Syrien, bleibt vermisst. Vor einigen Monaten war bereits der Sohn des Muftis ermordet worden. Die Armee beschiesst weiterhin aufständische Viertel der Stadt aus Distanz mit Raketen und Granaten. Wie die Uno-Mission in Syrien bestätigte, setzen jetzt auch die Rebellen schwere Waffen ein, wohl vor allem Panzer und Kanonen, welche sie in den Kämpfen in der Umgebung der Stadt den Regierungstruppen abgenommen haben. Der amerikanische Nachrichtenkanal NBC berichtete, die Rebellen seien auch im Besitz von Boden-Luft-Raketen, mit denen sie Kampfflugzeuge und Helikopter abschiessen könnten.

Regierungspläne

Die Siegesmeldungen der aufständischen Verbände in Nordsyrien haben unter Politikern für Aufbruchstimmung gesorgt. Haitham al-Maleh, ein Veteran der Opposition, erklärte am Dienstag, eine Gruppe Oppositioneller habe ihn mit der Bildung einer Exilregierung beauftragt. Er wolle alle politischen Kräfte sowie die Freie Syrische Armee (FSA) in die Regierung einbinden, sagte Maleh. Der Syrische Nationalrat, der als oppositionelles Zentralorgan auftritt, nannte den Schritt überstürzt.

Der in der Türkei stationierte Chef der FSA, Riad al-Asaad, warf den Politikern Opportunismus vor und beschuldigte sie, mit ihren Regierungsplänen die Einheit der revolutionären Kräfte zu zerstören. Ein Kommandorat der FSA, der in Homs stationiert ist, hatte bereits am Montag ein Projekt für eine Übergangsordnung veröffentlicht, in der die Militärs tonangebend wären.

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