Die Rückkehr der Kosovo-Veteranen

Ohne die Amerikaner gäbe es keinen Staat Kosovo. Das ist die Überzeugung fast aller Kosovaren – und sie trifft wohl zu. Ihre Dankbarkeit gegenüber den USA drückt sich vielfältig aus.

Andreas Ernst, Belgrad
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Ohne die Amerikaner gäbe es keinen Staat Kosovo. Das ist die Überzeugung fast aller Kosovaren – und sie trifft wohl zu. Ihre Dankbarkeit gegenüber den USA drückt sich vielfältig aus: Es gibt eine Bill-Clinton-Statue und einen Clinton-Boulevard in Pristina. Unzählige Sternenbanner schmücken Tankstellen und Hotels im ganzen Land. Doch die amerikanischen Geburtshelfer lassen sich die Unterstützung Kosovos nicht nur symbolisch vergelten. Eine ganze Reihe von früheren Politikern und Militärs aus den USA nutzt die Beziehungen zu den ehemaligen Waffenbrüdern der UCK, um Geschäfte zu machen.

Madeleine Albright, die amerikanische Aussenministerin während des Kosovo-Kriegs, will angeblich mit ihrer Firmengruppe die Mehrheitsbeteiligung an der profitablen kosovarischen Telefongesellschaft erwerben. Auch General Wesley Clark, der damalige Oberkommandierende der Nato-Truppen und Bezwinger der Serben, interessiert sich wieder für Kosovo. Seine Firma Envidity will die Kohlenreserven des Landes ausbeuten, um Gas daraus zu gewinnen.

Besonders attraktiv für amerikanische Kosovo-Veteranen ist das Consulting-Geschäft. Der einstige Brigadegeneral und spätere stellvertretende Uno-Missionschef Steven Schook berät den ehemaligen Ministerpräsidenten Ramush Haradinaj, einen Angeklagten vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal. Jock Covey, ein weiterer früherer Uno-Mitarbeiter, berät die amerikanische Baufirma Bechtel, die in Kosovo den Zuschlag für millionenschwere Strassenprojekte erhalten hat.

Es fehlt der Platz, um die Liste zu vervollständigen. Erwähnt sei deshalb nur noch der ehemalige Diplomat Frank Wisner, der 2005 bei den Status-Verhandlungen die Unabhängigkeitsbestrebungen energisch unterstützte. Wisner ist heute bei der Lobbyingfirma Patton Boggs angestellt. Für monatlich 50'000 Dollar aus kosovarischen Steuergeldern setzt sich das Unternehmen für Kosovos Anerkennung in der Staatenwelt ein – und dafür, dass in der Hauptstadt Pristina eine McDonald's-Filiale eröffnet wird.